40 Jahre Rettungsassistent

Dieter Boxberg aus Kürten fährt seit 40 Jahren Rettungsdienst. Heute (30.07.2020) ist sein letzter Tag als Rettungsassistent beim Deutschen Roten Kreuz in Kürten. Als Dieter seinen Schrank leer geräumt hat, musste er ganz schön schlucken. Für ihn ist der Rettungsdienst mehr als nur ein Beruf, es ist eine Berufung. Mit Leidenschaft und Engagement war Dieter vier Jahrzehnte dabei - jetzt ist er 66 Jahre alt und die Rente ruft.

© Deutsches Rotes Kreuz Kürten

Dieter hat in seiner Zeit als Rettungsassistent unzählige Leben gerettet und bei seinen Einsätzen jede Menge erlebt. Eine ungeplante Geburt im Rettungswagen zum Beispiel. Oder er hat Hunde aus einem brennenden Haus gerettet.

Dabei hat Dieter eigentlich als Bäcker in Wipperfürth angefangen. Dann war er bei der Bundeswehr als Koch. Später fährt er dann nebenher Taxi für ein Wipperfürther Taxiunternehmen. Und die hatten damals den Rettungswagen für den Oberbergischen Kreis unter Vertrag. Ja! Tatsächlich ist ein Taxiunternehmen den Rettungswagen gefahren.

Wir waren zwar keine Mediziner oder so. Aber wir konnten Autofahren. Und vor allem schnell Autofahren! Und das war erstmal das Wichtigste. Dann haben wir den Arzt abgeholt und sind zur Einsatzstelle gefahren.

Heute unvorstellbar - aber so ging für Dieter alles los. Ihm gefällt der Job. Menschen zu helfen ist ihm wichtig. 1980 findet Dieter dann den Weg zum Rettungsdienst in Leichlingen. Fünf Jahre später baut er zusammen mit drei Kollegen den Kürtener Rettungsdienst auf. Am Anfang noch ohne eigene Räume - der Rettungsdienst ist im Dachgeschoss des Kürtener Rathauses untergebracht. Das Telefon teilen sie sich mit dem Schulamt, die Pieper funktionieren im Kürten der 80er Jahre noch nicht. Der Empfang ist zu schlecht. Eine abenteuerliche, aber tolle Zeit, erinnert sich Dieter. Weniger als einen Einsatz pro Tag müssen sie anfangs fahren. Das wird mit der Zeit immer mehr und auch die Ausstattung wird immer besser: Irgendwann bekommt der Rettungswagen sogar einen Defibrillator.

So sah der Inhalt des Rettungswagens damals aus.©
So sah der Inhalt des Rettungswagens damals aus.
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Eine Geschichte ist Dieter besonders in Erinnerung geblieben: Die ungeplante Geburt im Rettungswagen zwischen Kürten-Schanze und Spitze. Mutter Claudia erwartet ihr drittes Kind. Eigentlich liegt sie zu Hause wunderbar. Großes Badezimmer, sogar ne Fußbodenheizung gab's. Aber der Notarzt sagt, das kann noch dauern.

Wir hätten eigentlich nur warten brauchen, und das Kind wäre unter optimalen Bedingungen zur Welt gekommen.

sagt Dieter. Stattdessen bringen die Männer Claudia in den Rettungswagen und fahren Richtung Krankenhaus. Dann werden die Wehen zwischen Schanze und Spitze so heftig, dass die Männer anhalten müssen. Und Dieter holt das Kind im Rettungswagen in der Bushaltestelle auf die Welt. Die kleine Stephanie ist die erste Kürtenerin, die im Rettungswagen geboren wird.

Das sind die angenehmen Momente im Rettungsdienst. Die sind selten genug, aber auch die gibt es.

Für Dieter geht jetzt ein wichtiger Abschnitt seines Lebens zu Ende. Wenn er davon erzählt, hat er Tränen in den Augen. Mit der Rente kann er sich einfach noch nicht anfreunden. Und deshalb will er weitermachen: Erstmal mit einer halben Stelle.

© Radio Berg
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