Auch im Bergischen gibt es Cold Cases

Kommissare aus dem Ruhestand zurückzuholen und die alten Akten durchsuchen lassen, die sogenannten "Cold Cases". Das soll ab November in NRW passieren. Auch bergische Cold Cases existieren.

Was sind Cold Cases?

Ihr kennt den Begriff aus entsprechenden Netflix-Serien: Cold Cases. Tötungsdelikte, Mordfälle, die Jahrzehnte alt sind und ungelöst irgendwo im Schrank vor sich hin stauben. Die keiner mehr bearbeitet, weil man keine Spur mehr hatte.

Reul will dafür Pensionäre zurückholen

Unser bergischer Landesinnenminister Herbert Reul stellt sich ja so ein bisschen als harter Hund auf. Er kam zuletzt mit der Idee um die Ecke, dass Rentner, Ex-Kommissare, solche Cold Cases Akten durchforsten sollen. Im November soll das losgehen. Sie sollen den Staub von den Akten pusten und gucken, ob da nicht aus heutiger Sicht noch was geht. Heißt, sie beurteilen die Akten und schicken evtl. alte DNA-Proben zur moderneren Auswertung. Bei vielen Fällen könnte man mit neuem Werkzeug evtl. mehr erreichen. Eine DNA-Spur wurde früher auf fünf Merkmale untersucht, heute auf 16 Merkmale. Generell könnte sich der Blick in die Aservaten lohnen, denn auch generell braucht es heute für DNA-Proben weniger gefundenes Material, als früher: Früher z.B. 1cm Blutspur, heute kaum wahrnehmbare Mengen. Wenn es daran geht, Zeugen zu befragen, müssen aber wieder die Beamten im Dienst ran, das dürfen Rentner nicht. 

Bergische Fälle

Zwei Fälle nennt die zuständige Polizei in Köln aus dem Bergischen: 2003, ein vor einer Haustür in Reichshof-Eckenhagen ausgesetzter Säugling, der die Tat nicht überlebte. Eckenhagen. Die Mutter wurde damals nicht gefunden. Nun überlegt man, den Suchkreis größer zu ziehen.

2005, Engelskirchen: Eine 84-Jährige wird tot in ihrer durchsuchten Wohnung aufgefunden. Hier könnte Material der Spurensicherung von damals neu ausgewertet werden.

Auch Zeugenbefragungen könnten sich neu lohnen, weil Zeugen damals noch schwiegen, aber 20 Jahre später dann doch bereit sind, zu reden. "Ein Homosexueller zum Beispiel", sagt Erster Kriminalhauptkommissar Markus Weber, "der sich damals hätte outen müssen, dazu aber noch nicht bereit war. Oder Zeugen, deren andere Schweigegründe sich zwischenzeitlich erledigt haben."

Aufklärungsquote schon jetzt hoch

Schon jetzt liegt die Aufklärungsquote in Deutschland bei Tötungsdelikten über 90 Prozent. Mit der Idee, in NRW alte Akten systematisch zu durchforsten, könnte es noch einmal mehr werden.

Im November 2017 begann die erste Erfassung zu einer neuen Cold Case Datenbank in NRW, so das Landeskriminalamt.

Als ersten Erfolg kann man den Fall Claudia Ruf benennen, der vor einiger Zeit noch einmal durch besondere Aktionen in die Öffentlichkeit gebracht wurde.
Die Auswahl der ehemaligen Ermittler ist noch nicht abgeschlossen. Wahrscheinlich werden die Kollegen Anfang November ihren Dienst aufnehmen.

Markus Weber begrüßt die Idee, Pensionäre zu "reaktivieren", weil im Arbeitsalltag einfach nicht genug Zeit sei, sich um alte Fälle zu kümmern. Er sagt aber auch, dass Erinnerungen an Cold Cases generell nicht nötig seien.

Wenn man einen Fall hat, an dem man monatelang gearbeitet hat, mit einem großen Team, glauben Sie mir, das wissen Sie noch. Das wissen Sie auch nach 30 Jahren noch.

Weitere Meldungen