Bergische Intensivstationen: Pflegepersonal am Limit

Aktuell liegen knapp 4500 Corona-Patienten auf deutschen Intensivstationen. Tendenz steigend: Laut Prognosen soll der Wert noch im April auf 6000 Patienten ansteigen, das wären noch mehr als im Januar. Die Pflegekräfte sind häufig am Limit. Ihnen ist bewusst, dass jeder Fehler im schlimmsten Fall tödlich enden kann. Doch viele Intensivstationen waren schon vor Corona chronisch unterbesetzt. David und Johanna arbeiten auf Intensivstationen im Bergischen und erzählen von Personalmangel, Stress und zunehmend vollen Stationen.

Leiter der Intensivstation Waldbröl

Im Januar war teilweise kein Bett mehr frei

David erinnert sich

David Mletzko ist Leiter der Intensivstation im Kreiskrankenhaus Waldbröl. Er erinnert sich an die Situation im Januar 2021, als auf der Intensivstation einfach kein Platz mehr war:

Es hat mich körperlich sowie seelisch ausgesaugt. Das heißt konkret, dass man in dieser sehr schlimmen Phase teilweise Kriegsmedizin durchführt. Dass man teilweise gar keinen Platz mehr hatte, die Notfälle vor der Tür standen und man versucht hat, den Patienten irgendwie am Leben zu erhalten, um ihn schnellstmöglich in ein anderes Zentrum zu verlegen, wo er versorgt werden konnte.

Für ihn war es der schlimmste Moment, als die Station voll mit Corona-Patienten war und dann noch ein Notfall rein kam. Es war einfach kein Bett mehr frei. David fordert einen harten Lockdown, um die Infektionszahlen zu senken und die Kliniken zu entlasten. Warum er trotzdem jeden Tag alles gibt? Nun sagt David, es sind beispielsweise die Augenblicke, wenn ein Patient nach einem Überlebenskampf entlassen wird:

Das sind sehr schöne Momente, wenn der Patient wirklich fast fußläufig das Krankenhaus verlassen kann, obwohl der wirklich drei, vier Wochen an der Kante stand. Das ist ein unbeschreibliches Gefühl.

Johanna hatte sich nach dem Abi bewusst für den Job als Krankenschwester entschieden

Intensivpflegerin Johanna
Johanna (22) aus Wermelskirchen©
Johanna (22) aus Wermelskirchen
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Johanna aus Wermelskirchen ist 22 Jahre alt und arbeitet auf einer Intensivstation in einer Nachbarstadt. Nach der letzten Nachtwache war sie am Ende und hat überlegt den Job aufzugeben:

Da bin ich echt richtig zusammengebrochen, habe auch richtig angefangen zu weinen. Ich hatte so viele Notfälle. Man muss einfach schnell sein und handeln und irgendwie kämpfen. (...) Wenn dann so ein Dienst zu Ende ist, dann merkt man erst, was man geleistet hat oder was man auch alles nicht geleistet hat. Und dann merkt man einfach, dass das alles viel zu viel ist.

Für Johanna ist diese psychische Belastung viel anstrengender als die eigentliche körperliche Arbeit. Es macht sie wütend, dass sie an der Situation nichts ändern kann. Jeden Tag kommen neue Notfälle rein. Dabei sind die Mitarbeiter*innen bereits mit den aktuellen Aufgaben überlastet. Und zusätzliche Hilfe ist nicht in Sicht.

© Radio Berg

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