Bergische Vereine reagieren auf Kunstrasen-Debatte

Auf europäischer Ebene wird über ein Verbot von Mikroplastik nachgedacht. Das könnte auch das Granulat auf vielen Kunstrasenplätzen betreffen. Dazu äußern sich jetzt der DFB und die EU-Kommission.

© Phillip Kofler/Pixabay

Der DFB schreibt:

Wir beschäftigen uns seit geraumer Zeit sehr intensiv mit dem Thema und denkbaren Auswirkungen auf die zahlreichen Vereine im Amateurfußball. Eins ist klar: Der DFB und seine Landesverbände fordern einen Bestandsschutz der in Betrieb befindlichen Kunstrasenplätze. Möglichst lange Übergangszeiten sind im Sinne hunderttausender Amateurfußballer und -fußballerinnen unerlässlich, um den Sportbetrieb nicht zu gefährden. Gleichzeitig muss natürlich an nachhaltigen und bestmöglich umweltverträglichen Lösungen für die Zukunft gearbeitet werden. Wir gehen davon aus, dass sich die Belastungswerte für die Umwelt durch Kunstrasenplätze geringer darstellen, als das an mancher Stelle derzeit spekuliert wird. Hier bedarf es aber für die Einordnung zunächst valider Zahlen.

EU-Kommission beschwichtigt

Neben dem DFB hat sich auch die EU-Kommission mittlerweile zu der aufgebrandeten Debatte geäußert. Sie versucht, die Sorgen vieler Vereine zu zerstreuen:

Natürlich ist sich die Europäische Kommission der wichtigen Rolle bewusst, die Sportplätze bei der Förderung von körperlicher Bewegung, Gesundheit und sozialer Integration in der gesamten EU spielen. Bei der Ausarbeitung ihres Vorschlags wird die Kommission sicherstellen, dass die vorgeschlagenen Maßnahmen sowohl wirksam sind, um die Freisetzung von Mikroplastik zu verringern, als auch verhältnismäßig mit Blick auf die gesellschaftlichen Auswirkungen.

Beschlossen ist bisher seitens der EU noch nichts. Nach einer Studie, die gezeigt hatte, wie durch Kunstrasenplätze zum Beispiel über Schuhe und Kleidung Mikroplastik in die Umwelt gelangt, soll noch eine weitere Untersuchung abgewartet werden.

Auch im Bergischen sind viele Vereine in Sorge

Die ersten reagieren bereits vorsorglich, denn Alternativen zum Plastik-Granulat gibt es: In Wermelskirchen bekommt das Eifgen-Stadion bei der Sanierung statt Granulat eine Füllung aus Sand. Der ASC Loope in Engelskirchen hat lange überlegt und sich einstimmig für einen neuen Naturrasenplatz ausgesprochen. Eine andere, noch relativ unerprobte Alternative ist ein Granulat aus Kork.

Wilfried Dick vom ASC Loope:

Viele Mütter, die die Sportkleidung der Kinder waschen finden Granulat in der Waschmaschine. Ich hab auch immer dieses Bild im Kopf, von dem Wal mit Tonnen Plastikmüll im Bauch. Das ist mir ein Gräuel.

Kunstrasen hat gerade für kleinere Vereine viele Vorteile: Er ist pflegeleichter als Naturrasen, und punktet vor allem in der Bespielbarkeit: Während Naturrasen Schonpausen braucht, um sich zu erholen, kann ein Naturrasenplatz bei jedem Wetter beliebig oft bespielt werden. Beim ASC Loope in Engelskirchen soll es deshalb einen zweiten Platz geben, um den neuen Naturrasenplatz zu schonen.

Stellungnahme der EU-Kommission im Wortlaut

Fußball: EU plant kein Verbot von Kunstrasenplätzen

Die Europäische Kommission plant kein Verbot von Kunstrasenplätzen und arbeitet auch nicht an einem solchen Vorschlag. Richtig ist: Die Kommission prüft im Rahmen ihrer Kunststoffstrategie, wie die Menge an umweltschädlichem Mikroplastik in unserer Umwelt verringert werden kann. In diesem Zusammenhang führt die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) derzeit unter anderem eineöffentliche Konsultation dazu durch, welche Auswirkungen eine mögliche Beschränkung des Einsatzes von Mikroplastik-Granulat hätte, das unter anderem als Füllmaterial für Kunstrasen genutzt wird.

Die Chemikalienagentur ECHA wird der Europäischen Kommission im Frühjahr 2020 ihre Ergebnisse vorlegen. Parallel läuft auch eine umfassende Folgenabschätzung der Europäischen Kommission. Die Kommission wird im kommenden Jahr prüfen, ob die Bedingungen für eine Beschränkung für Mikroplastik im Rahmen der REACH-Verordnung erfüllt sind. Eine Beschränkung kann ein Verbot sein oder auch andere Vorgaben, um die umweltschädlichen Auswirkungen von Mikroplastik zu minimieren. Sie kann auch Übergangsbestimmungen beinhalten, um sicherzustellen, dass betroffene Akteure genug Zeit haben, sich an neue Vorgaben anzupassen.

Natürlich ist sich die Europäische Kommission der wichtigen Rolle bewusst, die Sportplätze bei der Förderung von körperlicher Bewegung, Gesundheit und sozialer Integration in der gesamten EU spielen. Bei der Ausarbeitung ihres Vorschlags wird die Kommission sicherstellen, dass die vorgeschlagenen Maßnahmen sowohl wirksam sind, um die Freisetzung von Mikroplastik zu verringern, als auch verhältnismäßig mit Blick auf die gesellschaftlichen Auswirkungen.

Die Konsultation der ECHA ist öffentlich. Beiträge können noch bis 20. September 2019 eingereicht werden.

Anfragen von Bürgerinnen und Bürgern beantwortet das Team des Besucherzentrums ERLEBNIS EUROPA per E-Mail (frage@erlebnis-europa.eu) oder telefonisch unter (030) 2280 2900.

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