Impfzentrum statt Ruhestand

Ärzte im Ruhestand sollen bei den Corona-Impfungen helfen. Einer, der sich freiwillig gemeldet hat, ist Dr. Berndt Otte aus Wipperfeld.

© Brigitte Mackscheidt

Erst dachte er, die Corona-Impfungen würden bei den Hausärzten durchgeführt, und er sei als Rentner "raus". Dann wurde bekannt, dass der Impfstoff eine besondere Kühlung bei Lagerung und Transport benötigt, und dass auch deshalb die Impfung in Impfzentren passieren würde. Da war er wieder im Rennen: Dr. Berndt Otte, 70, Arzt im Ruhestand, früher Allgemeinarzt mit eigener Praxis in Wipperfeld, meldete sich beim NRW-Freiwilligenregister. Er sei ohnehin "im Unruhestand". Otte engagiert sich in Afrika und ist auch im eigenen Land noch aktiv, im Notdienst und an der 116 117 in der Beratung.

Selber Risikogruppe

Otte gehört mit 70 Jahren selbst zur Risikogruppe, was ihn aber nicht im Geringsten aufgehalten hat: "Ich fühle mich noch nicht als Risikogruppe", sagt er schmunzelnd. Seine herzkranke Frau macht sich mehr Sorgen über einen möglichen Einsatz ihres Mannes in einem Impfzentrum mit Hunderten Kontakten. Sollte er eine Infektion nach Hause bringen, wäre sie in Gefahr. "Deshalb hoffe ich, dass ich bei einem Einsatz gleich als Erster geimpft werde", so Otte. Seine Frau habe, weil sie ihn kenne, auch gar nicht erst versucht, ihn abzuhalten.

50 Prozent werden sich sofort impfen lassen

Als jahrzehntelanger Dorfarzt kann Otte seine einstige Patientenschaft gut einschätzen, denken wir und fragen ihn: Was glaubt er, wie viele werden sich impfen lassen?

Es gibt sicherlich viele, die am Anfang sagen, "ich werd mal ein paar Wochen warten, wie die Nebenwirkungsrate wirklich ist". Aber ich denke, dass 50 Prozent auch sofort bereit sind, sich impfen zu lassen. Dass eher das Problem ist, dass vielleicht einige verärgert sein werden, wenn sie nicht gleich zu den Ersten gehören werden, die geimpft werden können.

Gerade für chronisch Kranke die Gefahr einer Erkrankung größer, als die einer Impfung

Was sagt der Arzt im Ruhestand zur Impfungen?

Es ist natürlich ein komplett neuer Impfstoff, der nur bei Tieren bislang mal angewendet wurde. Aber die 30.000 in der Prüfphase 3 Geimpften, was man davon gehört hat, ist die Nebenwirkungsrate doch sehr gering. Es bleiben sicherlich Fragen übrig. Wir wissen nicht, wie jemand reagiert der einen chronischen Leberschaden hat oder eine chronische Niereninsuffizienz oder sonstige Grundkrankheiten. Das sind Dinge, die werden erst rauskommen, wenn die Massenimpfungen ein paar Wochen gelaufen sind. Aber ich glaube nicht, dass es eine gefährliche Nebenwirkung auch bei denen gibt. Ich glaube, dass gerade für die chronisch kranken Patienten die Gefahr einer Coronaerkrankung größer ist, als die Gefahr einer Impfung.
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