Kaminöfen trotz Waldsterben ohne schlechtes Gewissen nutzen

Auch angesichts brutal abgeholzter Wälder im Bergischen muss man kein schlechtes Gewissen haben, wenn man mit Bäumen heizt. 

Waldsterben Borkenkäfer
© Brigitte Mackscheidt

Der bergische Wald wird zunehmend weniger. Die Fichten-Monokulturen sind dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen und müssen gerodet werden. Für Kaminofenbesitzer kein Grund für ein schlechtes Gewissen, heißt es vom Regionalforstamt Bergisches Land. Kay Boenig vom Forstamt sagt: Das Holz aus dem Bergischen, das wir hier alle zum Heizen kaufen, stammt samt und sonders aus zertifizierter Forstwirtschaft und wird nachhaltig abgebaut. D.h. unter anderem: Es wird nicht mehr genutzt, als nachwächst. Die Bodenfruchtbarkeit wird erhalten. Es gibt kein flächiges Befahren von Waldböden (Ausnahmen natürlich aktuell wegen des Borkenkäfers). Laubbäume werden z.B. da entnommen, wo es wegen der Waldpflege ohnehin sein muss, weil sie angegriffen sind oder sich gegenseitig das Wasser rauben.

Das heißt, es muss sich keine Kaminbesitzerin einen Kopf machen, dass sie den wenigen verbleibenden Mischwald jetzt auch noch verfeuert.

Boenig:

Viele unserer Laubwälder werden außer durch Brennholznutzung überhaupt nicht gepflegt. Zu dicht stehende Buchen machen sich untereinander Wasserkonkurrenz. Da kann man sicher sein, dass das Kaminholz nicht aus Kahlschlägen stammt, sondern dass das in aller Regel Pflegeeingriffe sind. Im Augenblick schlägt keiner verbliebene Laubhölzer großflächig ein. Und das bringt das Ökosystem Wald in keinster Weise aus dem Gefüge!

Das bestätigt auch der lokale NABU.

Fichtenholz kann verfeuert werden!

Wer will, kann aktuell sogar das Fichtenholz kaufen und verfeuern, von dem es jetzt mehr als genug gibt. Viele denken, dass man Nadelholz wie das der Fichte nicht verheizen darf: Die Meinung ist weit verbreitet, Fichtenholz würde zu Glanzruß und Versottung führen. Experten wie Kay Boenig aber sagen: Fichtenholz zu verheizen ist überhaupt kein Problem - Fichtenkaminholz gespalten und getrocknet schädigt in keiner Weise Öfen und Kamin. Die Trocknung ist entscheidend: Mindestens ein Jahr, besser zwei Jahre sollte auch Fichtenholz trocknen.

Es hat einen etwas geringeren Brennwert, weil es weniger dicht ist. Aber dafür kostet es auch nur die Hälfte!

Nadelholz besitzt im Vergleich zu Laubhölzern einen geringeren Brennwert von 1500 kWh/rm – wird der Brennwert pro Kilogramm berechnet, liegt die Fichte mit einem Wert von 4,5 pro kg jedoch ziemlich weit vorne. Pro Kilogramm ist der Heizwert von Nadelholz letztlich aber höher, sagt Boenig, um etwa 10-20 Prozent. Das liegt auch an den Harzen.

Beim Förster melden und nach Resten fragen

Kay Boenig vom Regionalforstamt geht noch einen Schritt weiter: Wer einen Motorsägenschein hat, könne sich beim lokalen Förtser melden und nach Restholz fragen. Viele Waldbesitzer kämen mit dem Aufräumen nach dem Fällen nicht nach, sagt Boenig.

Da, wo einige Reste liegen, bilden sich ökologisch sinnvolle Kleinstbiotope. Aber wo im Übermaß Baumstämme vergammeln, ist das nicht gut, sondern schädlich für das Klima. All das, was von den Bäumen an Kohlenstoff angespeichert wurde, wird durch die Zersetzung als CO2 wieder freigesetzt. Dann werden solche Flächen von einer Kohlenstoffsenke zu einer Kohlenstoffquelle.  

Übrigens sind sich alle Experten einig: Das Ende der Monokultur Fichte ist, so hart es aktuell aussieht und für Tiere ist, eine gute Sache.

Das, wo sich die Leute jetzt Sorgen machen, ist im Prinzip der Turbo im Umbau in Richtung Vielfalt und in Richtung resistente Strukturen.

sagt Eckhardt Schulte von der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Bergisches Land. In zwei bis fünf Jahren würden die Wälder wieder bunt und paradiesisch für eine artenreiche Tierwelt sein.

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