Sebastian Poullie und die traurigen Turteltauben

Sebastian ist dazu übergegangen, mangels Alternative die Tiere in seinem Garten zu beobachten. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.....

Es ist so wenig los in diesen Zeiten, dass mein Hirn angefangen hat, auch die kleinste unbedeutende Kleinigkeit zum „Event“ zu erklären. Entsprechend bin ich schon so richtig zufrieden damit, gerade auf meinem Balkon Tiere zu beobachten. Das überraschend fette Eichhörnchen, das bei seinem Versuch, in einen angrenzenden Garten zu kommen, einmal fast im Maschendrahtzaun steckengeblieben wäre. Event! Die Spinne im Mauerwerk mit den unrasierten Beinen. Großereignis! Am spannendsten finde ich aber das Taubenpärchen auf dem Baum, bei denen es im Bett einfach nicht so läuft. Er - ich nenne ihn „Kevin Federlein“ (ein Witz, den nur Britney-Spears-Fans verstehen) – hat die erotische Ausstrahlung eines Einbauschranks und setzt sich gerne ungefähr genauso grazil auf sein Weibchen. Kein Vorspiel, keine Vorwarnung, zack, hier kommt Pax, plump und unmotiviert hockt er plötzlich auf der irritierten Kollegin. Sie – die gurrende Gitte – völlig zurecht entsprechend passiv. Wenn die Sache gelaufen ist, schauen sich beide minutenlang nicht mehr in die Augen. Sie könnten zur Abwechslung ja auch einfach mal erotische Musik auflegen, vielleicht hilft das. Klaus Lage mit „Tauben mal berührt“, oder wie das hieß.

Wenn ihr jetzt sagt, lass doch mal die armen Tauben einfach in Ruhe machen... - ich glaube, die Tatsache, dass ich ihnen zugucke, finden sie eigentlich ganz prickelnd. Auch sie brauchen neue Impulse in Corona-Zeiten. Hätten sie einen kleinen Whirlpool, vielleicht würden sie mich sogar einladen, darin 'nen winzigkleinen Sekt mit ihnen zu trinken. Aber ganz ehrlich, da würde ich ablehnen. Gesundheit, Sicherheit, und so weiter. Die einzige Option: Vielleicht eine kleine zeitlich beschränkte Maskenaffäre.