Wald weg - und die Rehe?

Morgens war da noch Wald - abends ist er weg. Ein Alptraum für die Waldtiere. Aber die Zukunft verspricht, besser zu werden.

Waldsterben
© Brigitte Mackscheidt

Örtlich verschwinden riesige Waldflächen hier bei uns im Bergischen - von einem Tag auf den anderen. Schwere Harvester brettern durch das, was gerade noch Wald ist, sägen im Minutentakt Fichten um und zerlegen sie. Nach Feierabend hinterlassen sie gestapelte Baumstämme und ein Feld der Verwüstung.

Wer schon einmal vom Förster angesprochen wurde, weil er mit dem Mountainbike durch den Wald gefahren ist, hat gelernt, welche Schäden die Reifen auf dem Waldboden hinterlassen können. Spaziergänger sollen Waldwege nicht verlassen, um die Tiere nicht zu Tode zu erschrecken.

Und das schwere Gerät ist in Ordnung? Natürlich nicht. Jäger und Naturschützer sagen, dass die Rodungen Waldtiere in Alarmstimmung versetzen, Panik unter Umständen, und sie in die Flucht jagen. Die Tiere müssen sich, meist im Schutz der Nacht oder der frühen Morgenstunden (wenn die Arbeiten nicht ohnehin dann stattfinden) durch angrenzende Siedlungen schleichen, um neue Reviere zu finden. Reviere, um die sie dann vielleicht auch mit den dort lebenden Waldtieren kämpfen müssen.

Es geht nicht anders

Doch es ist nicht zu ändern. Der Borkenkäfer muss gestoppt werden. "Noch ein, zwei heiße Sommer wie zuletzt, und der Käfer befällt auch die Eichen und Buchen", sagt Thomas Wirtz vom NABU im Rheinisch-Bergischen Kreis. Das darf nicht passieren. Deshalb finden auch Naturschützer es völlig richtig, dass jetzt radikal und schnell abgeholzt wird. "Für Rückepferde und behutsames Fällen ist keine Zeit", so Wirtz. Außerdem freut es Naturschützer, dass das Ende der Fichten-Monokulturen da ist. "Die waren ökologisch immer nutzlos, der Boden unter den Fichten tot," sagt Wirtz.

Auch die Forstwirtschaft hat es eilig. Die Harvester sind teure Geräte. Eckhardt Schulte von der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Bergisches Land weiß: So ein Ding kostet 600.000 Euro. Damit sich die Ausgabe rentiert, müssen die Geräte Tag und Nacht im Einsatz sein. Rücksicht auf Brut- und Brunftzeiten kann nicht genommen werden. Obendrein muss man den Harvester ausleihen, wenn man ihn kriegen kann.

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Waldsterben
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Es wird wieder paradiesisch

Es kommen bessere Zeiten. Ralf Huckriede von der Kreisjägerschaft Rhein-Berg prognostiziert: "Die Natur holt sich alles wieder zurück". In zwei bis drei Jahren seien die Flächen mit selbstwachsenden Brombeeren, Birken, Holunder und mehr zugewachsen. Die Tiere könnten "paradiesisch" ungesehen und mit viel Futter dort leben. „Man wird erstaunt sein, wie schnell die Natur den Deckungsflur schafft.“

Dort, wo wiederaufgeforstet wird, entsteht in den kommenden Jahrzehnten der Traum jedes Naturschützers: Mischwald. Forstwirt Schulte: "Wir pflanzen im Moment die viel propagierten Mischstrukturen an, viele Laubbäume auch und wir mischen, mischen, mischen, bringen teilweise auf einen Hektar zehn Baumarten rein, in der Hoffnung, dass das Risiko minimiert wird und dass einzelne durchkommen." Die Forstwirtschaft hat ihre Lektion gelernt. Wer jetzt auf gerodeten Flächen noch kleine Fichten sieht und das Gegenteil denkt, sei beschwichtigt: Dabei handelt es sich um Nachpflanzungen von vor mindestens zwei Jahren.

In etwa zehn Jahren sind die neu gepflanzten Bäume vielleicht drei oder vier Meter hoch, hofft Jäger Huckriede.

Tatsächlich werden den neuen Wald im Bergischen aber nur die nachfolgenden Generationen erleben, denn die Bäume brauchen 30 bis 50 Jahre zum Auswachsen.

Wir, die wir jetzt leben, müssen uns an den Anblick der Verwüstung gewöhnen, und an auf dem Boden zugewucherte Flächen in ein paar Jahren.

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Michael aus Lindlar fordert schnelles Handeln

Michael aus Lindlar hat uns folgende Studiomail zum Thema geschickt:

Hallo, zum Thema Wald, Borkenkäferschäden und die daraus resultierenden Dürrständer: Wenn man durch das Bergische Land fährt, findet man immer noch unzählige Dürrständer in Schlagweite zu den Strassen und Verkehrswegen. Leider ist die Zeit bald abgelaufen, diese noch rechtzeitig zu entfernen. Es wird bis dato, zumindest an kleineren Beständen so gut wie nichts getan. Herbst - und Winterstürme werden zu zahlreichen abbrechenden Bäumen führen. Wohin diese dann fallen unterliegt dem Zufall. Derartiges Totholz wird nach 2 bis 3 Jahren im unteren Stammbereich extrem brüchig und bricht dann abrupt ab. Die Schlagweite beträgt ca. 30m - d.h. im Bereich von 30m zu diesen Baumbeständen besteht akute Lebensgefahr, wenn sie fallen. Im Klartext: Jeder der im Bergischen Land z.B. mit dem Auto oder dem Fahrrad unterwegs ist, kann sich dieser Gefahr kaum entziehen. Es müsste umgehend gehandelt werden, wenn wir nicht sehenden Auges diese Gefahr zur Realität werden lassen wollen. Nach Angaben der Forstbehörden sind sehr viele Waldbestände in privatem Besitz. Die Eigentümer wurden zwar aufgefordert, ihrer Verkehrssicherungspflicht nachzukommen, es wird aber nicht weiter vorangetrieben und meistens passiert nichts - man lässt es darauf ankommen! Wie ''Russisch Roulett'' Ein konkretes Beispiel: Wenn man die L299 von Lindlar nach Obersteeg befährt, kommt man an 10 -12 Bereichen vorbei, jeweils mit etlichen Dürrständern, wo das Totholz entweder direkt an der Strasse oder in unmittelbarer Schlagweite steht. Wenn auch nur ein Stamm davon fällt, ist es nur noch dem Zufall überlassen, ob ein Unglück geschieht. Bitte erwähnt diese Zustände, damit sich alle Mitbürger im Klaren werden, welchen Gefahren man ausgesetzt ist, wenn man mobil bleiben will oder muss. Viele Grüße von Michael
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