In Oberberg wesentlich mehr AfD-Stimmen. Wieso?

20.000 EinwohnerInnen hat Waldbröl. Und 16 Prozent wählten dort AfD. Was ist anders in Waldbröl? Und in anderen Afd-starken Orten?

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Bundesweit gehört die AfD zu den Verlieren der Bundestagswahl – bei uns im Oberbergischen hat sie überdurchschnittlich viele Stimmen geholt, das zeigt eine Wahlanalyse der Initiative "Oberberg ist bunt, nicht braun". 

Waldbröl im Oberbergischen, eine beschauliche Kleinstadt mit knapp 20 000 EinwohnerInnen, viel Natur, einem überregional bekannten Viehmarkt und überdurchschnittlich vielen AfD – WählerInnen. Die AfD hat dort mit knapp 16 Prozent mehr als doppelt so viele Stimmen bekommen, wie im NRW-weitem Durchschnitt, der lag bei 7,1, Prozent.

Schon im Jahr 2017 hatte die AfD im Wahlbezirk Waldbröl-Maibuche mit 50 Prozent (aktuell 42,8) der Stimmen einen NRW-weiten Spitzenwert erreicht. 

Die Initiative „Oberberg ist bunt, nicht braun“, hat das Ergebnis analysiert. Sie kommt zu dem Schluss, dass der Stimmanteil für die AfD in Waldbröl und auch anderswo im Oberbergischen da besonders hoch ist, wo besonders viele russlanddeutsche (Spät-) Aussiedler leben.

Die AfD hat im Oberbergischen auch in Gummersbach-Bernberg (35,6 und 25,0 Prozent in zwei Wahlbezirken) und in Reichshof-Denklingen (28,0) überdurchschnittlich viele Stimmen bekommen. Laut Wahlanalyse ist der Stimmanteil für die AFD vor allem da sehr hoch, wo viele russlanddeutsche Spätaussiedler leben. 4.000 leben alleine in Waldbröl.

Professor Jannis Panagiotidis von der Uni in Osnabrück hat sich ausführlich mit dem Thema beschäftigt. Er sagt, russlanddeutsche Spätaussiedler - die selbst Migranten sind - hätten bis 2015 traditionell die CDU gewählt, dann gab es die große Flüchtlingswelle und viele Spätaussiedler waren dann von der Flüchtlingspolitik der CDU enttäuscht. Sie selbst leben oft isoliert in Ortsteilen zusammen und integrieren sich nur schwer.

Zur Problematik der hohen AfD hinzu kommt, dass in den Wahlbezirken, in denen die AfD viele Stimmen bekommen hat, die Wahlbeteiligung grundsätzlich sehr niedrig war. Deshalb will das "Netzwerk gegen Rechts" im Oberbergischen Ende Oktober überlegen, wie man diese politikverdrossenen Menschen erreichen kann. 

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