Unwetter: Das Bergische kann langsam aufatmen

Langsam geht ein kollektives Aufatmen durchs Bergische: In der Nacht sind in beiden bergischen Kreisen keine neuen Unwetter-bedingten Einsätze hinzugekommen. Auch weitere Verletzte hat es nicht gegeben. Wie groß das Ausmaß der Schäden ist, die der Starkregen und das Hochwasser angerichtet haben, ist aber weiterhin noch nicht absehbar.

Rösrath Unwetter
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**Update 15:00**

Im stark betroffenen Leichlingen ist die Feuerwehr nach wie vor gut beschäftigt: Viele Keller stehen noch unter Wasser. Das ist auch der Grund, warum viele Haushalte in Leichlingen nach wie vor ohne Strom sind. Denn bevor der Energieversorger die Leitungen wieder unter Spannung setzen kann, muss alles trocken gelegt sein, was mit Elektrizität zu tun hat. Also auch Trafohäuschen und Netzstationen. Auch das Mobilfunknetz ist noch gestört. Auch in Overath-Untereschbach geht's um den Strom: Seit Mittwoch sitzen die Anwohner dort im Dunkeln. Feuerwehr und Aggerenergie prüfen, ob sie den Strom wieder einschalten können. 

Nachdem der Wasserspiegel der Wupper deutlich gesunken ist, laufen jetzt an vielen Orten die Aufräumarbeiten. Die Stadt Hückeswagen prüft den Zustand der Wege und Straßen. Von besonderer Bedeutung ist dabei die „Alte Ladestraße“ im Zentrum der Stadt. Diese war in Teilbereichen vom Wasser der Wupper stark überflutet. Das Wasser war stark mit Öl verschmutzt, so dass sich hier ein Ölfilm auf die Straße gelegt hat. Spezialfahrzeuge sind laut Stadt dabei, die Verschmutzungen zu entfernen. Der Verkehr wird über die Bahnhofstraße umgeleitet.

Die Stadt Bergisch Gladbach hat ein Spendenkonto eingerichtet für die besonders betroffenen Menschen in Gladbach. Die Hilfsbereitschaft der Gladbacher ist groß: Es seien viele Anrufe und Nachrichten im Rathaus eingegangen, wie man Betroffenen helfen könnte. SPENDENKONTO: DE17 3705 0299 0311 5844 77. Hilfsanfragen: buergermeister@stadt-gl.de.

Der Bergische Abfallverband BAV hat die Öffnungszeiten der Wertstoffhöfe für Sperrmüll und Elektroschrott aus überfluteten Wohnungen verlängert. Die verlängerten Öffnungszeiten gelten NUR für Müll aus Hochwasserschäden. 

**Update 13.25**

Um 14 Uhr findet in Overath-Untereschbach eine Ortsbegehung statt. Feuerwehr und Aggerenergie prüfen gemeinsam, ob sie den Strom in dem Bereich wieder einschalten können. Besonders betroffen ist die Olper Straße. Seit Mittwoch sind die Anwohner dort ohne Strom. Das Problem ist auch hier, dass der Strom nur dann eingeschaltet werden kann, wenn Netzstationen, Trafohäuschen und die betroffenen Keller frei von Wasser sind. Auch in Leichlingen sind viele Häuser in der Innenstadt nach wie vor ohne Elektrizität. 

**Update 13:15 Uhr**

Noch immer gibt es keine Klarheit über das Schicksal des vermissten 86-Jährigen in Leichlingen: Sein Wohnhaus in der Neukirchener Straße war am Donnerstag abgebrannt, aktuell versucht die Kriminalpolizei die Brandruine zu betreten. Das ist allerdings alles andere als einfach. Das Haus war gestern in Vollbrand geraten. Da es von Wassermassen umgeben war, wurde per Polizeihubschrauber gelöscht. Zwei Personen konnten von der DLRG verletzt gerettet werden – vom 86-Jährigen fehlt weiter jede Spur. Bereits gestern Abend war ein Bagger angerückt um das Haus abzureißen, am Abend hat es dann aber erneut gebrannt: Glutnester in den Trümmern hatten das Feuer neu entfacht.

Zeitgleich ist die Polizei momentan auch in Rösrath hier vor Ort und versucht das bisher einzige bergische Todesopfer zu bergen: der 80-jährige war bereits Mittwochnacht in seinem vollgelaufenen Keller ertrunken. 

**Update 13.00 Uhr**

Auch wenn sich die Lage im Bergischen zusehends mehr und mehr beruhigt gibt es auf einigen Straßen in Rhein- und Oberberg immer noch Probleme und Sperrungen. Das ist der aktuelle Überberblick vom Landesbetrieb Straßen:

  • L296 Odenthal- Höffe
  • L101 Vollsperrung Rad-Gehweg zw. Altenberg und Schöllerhof, komplette Verschlammung
  • L289 bei Moitzfeld vollgesperrt
  • L359 Leichlingen-Balken – Vollsperrung Hangrutsch / Überflutung
  • L359 Leichlingen – Stadtmitte Vollsperrung Wupper über Ufer
  • L302 zwischen Neuremscheid und Kaiserau, Unterspülung der Fahrbahn
  • L97 zwischen Kaiserau und Abzweig L 98 Berghausen, Überschwemmung
  • L284 zwischen Abzweig L 129 und Heibach, Überschwemmung
  • B237/ K5 Stadbereich Hückeswagen, Überschwemmung
  • L414 zwischen Dahlhausen und Beyenburg, Überschwemmung
  • L299 zwischen Unterheiligenhoven und Vellingen, Überschwemmung
  • K38 zwischen Keppler Mühle und Abzweig K 24, Unterspülungen
  • L507 bei Herkenrath halbseitig gesperrt

Außerdem ist die A1 zwischen Wermelskirchen und dem Kreuz Leverkusen weiterhin voll gesperrt.

**Update 11.15 Uhr**

Noch immer haben nicht alle Haushalte im Bergischen wieder Strom. Vor allem in Leichlingen müssen viele noch ohne auskommen. Das liegt daran, dass Netzstationen teilweise nach wie vor überflutet sind, hat uns ein Sprecher der BELKAW gesagt. Die Mitarbeiter versuchen, über Umschaltungen kurzfristig trotzdem mehr Häuser mit Strom zu versorgen.

Die BEW hat uns gesagt, dass die allermeisten Häuser im Versorgungsgebiet wieder Strom haben. Die wenigen, bei denen es noch dunkel ist, haben noch Wasser im Keller, und können deshalb nicht ans Netz genommen werden. Die Firmen Voss, Jockey und Klingelnberg in Wipperfürth haben derzeit ebenfalls noch keinen Strom – hier ist weiterhin Land unter. In Wipperfürth-Ohl und Wermelskirchen suchen die Entstörer außerdem noch nach zwei Kabelfehlern, deswegen kann es noch mal zu kurzzeitigen Abschaltungen des Stroms kommen. 

**Update 11.00 Uhr**

Es ist im wahrsten Sinne des Wortes wieder Land in Sicht in vielen Teilen des Bergischen: Die Hochwasserlage entspannt sich auch in den besonders betroffenen Gebieten langsam. Auch der Aggerverband gibt jetzt Entwarnung. „Es kehrt langsam wieder Normalität ein“, heißt es in einer Mitteilung.

Die Aufräumarbeiten haben bereits gestern schon begonnen. Besonders im Bereich der Sülz werden sie aber noch mehrere Tage andauern. Hier sind mehr als 110 Liter Regen pro Quadratmeter runtergekommen. Es müssen Schlamm und Geröll entfernt werden. Die Lage an den Talsperren ist weiterhin entspannt und die Trinkwasserversorgung ist gesichert. Auch die teilweise dramatische Lage an den Kläranlagen und Pumpwerken an der Sülz hat sich entspannt: Seit heute früh um 5 sind alle Kläranlagen wieder in Betrieb. Auch der Blick auf das Wochenende stimmt den Aggerverband optimistisch: Es ist kaum oder gar kein Regen angesagt – trotzdem wird es einen Bereitschaftsdienst geben. 

**Update 10.30 Uhr**

Nach den Wassermassen steht jetzt das große Aufräumen an: Überall im Bergischen gibt es Treibgut und Sperrmüll noch und nöcher. Damit der durchs Hochwasser entstandene Müll möglichst schnell entsorgt werden kann, haben die Kommunen und Abfallentsorger reagiert: Es gibt Sonderfahrten für Sperrmüll und die Wertstoffhöhe haben ihre Öffnungszeiten verlängert. In Overath und Bergisch Gladbach stellt die Stadt außerdem an besonders betroffenen Stellen Container auf, in denen die Bürger Treibgut entsorgen können. 

Das hier sind Details dazu:

Die Verlängerten Öffnungszeiten des BAV gelten ausschließlich für Hochwasserschäden folgende Wertstoffhöfe:

  • Wertstoffhof Leichlingen, Walter-Fresestr., Leichlingen
  • Wertstoffhof Bergisch Gladbach-Bockenberg, Overather Str. 120, Bergisch Gladbach
  • Wertstoffhof Burscheid-Heiligeneiche, Heide 39, Burscheid
  • Wertstoffhof Entsorgungszentrum Leppe, Am Berkebach, Lindlar
  • Wertstoffhof REVEA Burscheid-Hilgen, Heide 39, Burscheid

Hier könnt ihr außer sonntags jeden Tag von 10 bis 18 Uhr euren Müll abgeben. Außerdem hat der städtische Wertstoffhof in Bergisch Gladbach an der Kippemülle morgen ebenfalls länger geöffnet, nämlich bis 15 Uhr. Außerdem wird in den bergischen Kommunen aktuell an Sonderterminen für die Sperrmüll-Abfuhr gearbeitet.

**Update 10.15 Uhr**

Es ist die Nachricht, auf die Hückeswagen gewartet hat: Der Damm am Beverteich in Hartkopsbever ist standsicher. Die Evakuierung der umliegenden Wohngebiete ist aufgehoben. Das hat die Stadt soeben gemeldet. Damit können hunderte Hückeswagener wieder in ihre Häuser zurückkehren. Von der Evakuierung waren mehr als 14 Straßen und Ortslagen betroffen. Wie viele Bewohner letztlich genau betroffen waren und die letzte Nacht in der Sporthalle der Stadt, bei Freunden oder Familienangehörigen verbracht haben, dazu gibt es aktuell noch keine genauen Zahlen.

Seit gestern hat die ganze Stadt besorgt auf den Pegel des Teichs geschaut: der Damm wurde permanent überwacht, dabei sind auch Drohnen zum Einsatz gekommen. Am Abend war immer noch unklar ob der Damm den Wassermassen standhält und die Evakuierung wurde nochmal verlängert. Wäre er gebrochen, hätte das Umspannwerk in Kleineichen abgeschaltet werden müssen. Damit wäre die komplette Stadt stromlos gewesen.

Nun gibt es aber die Entwarnung: Alle Betroffenen können zurück in ihre Häuser, der Pegel sinkt konstant. Trotzdem wird der Damm sicherheitshalber weiter von Experten des Wupperverbandes und der Unteren Wasserbehörde beobachtet und kontrolliert.

**Update 08.45 Uhr**

Es sind schöne Nachrichten in einer mehr als unschönen Situation: das Bergische hält zusammen. Das erlebt aktuell auch die Feuerwehr in Bergisch Gladbach: Viele Notrufe haben sich mittlerweile erledigt, weil Familie und Freunde zum Beispiel bei vollgelaufenen Kellern mit angepackt haben. Damit die Feuerwehr jetzt effizient denen helfen kann, die noch Hilfe brauchen, hat sie eine Bitte an die Gladbacher: Wer noch Hilfe beim Abpumpen im Keller, der Wohnung oder einer Tiefgarage braucht, soll sich zeitnah über die 112 melden. So soll sichergestellt werden, dass kein Notruf untergegangen ist und gleichzeitig vermieden werden, dass ein Einsatzort angefahren wird, an dem kein Notfall mehr vorliegt. 

Die Lage in Oberberg

Die Feuerwehr hat nach eigenen Angaben gemeinsam mit Helfern unterschiedlicher Hilfsorganisationen bis in die Nacht hinein alle Einsätze im Kreis abgearbeitet. Der Damm am Beverteich in Hückeswagen hat auch über Nacht gehalten. Wie es in dem evakuierten Gebiet unterhalb der Bever nun weitergeht, wird sich im Laufe des Tages zeigen. Bereits gestern hatte die Stadt Hückeswagen angekündigt, dass die betroffenen Bewohner auch in dieser Nacht noch nicht in ihre Häuser zurückkehren können.

Nach wie vor sind vor allem viele kleinere Straßen noch dicht, einen genauen Überblick über die aktuellen Sperrungen konnten Polizei und Feuerwehr noch nicht geben. Eine gute Nachricht gibt es aber: Die Durchgangsstraße in Gummersbach-Brunohl ist mittlerweile wieder frei. Nach wie vor gibt es in Teilen des Oberbergischen keinen Strom. Durch das Hochwasser können noch nicht alle Stationen wieder ans Netz geschaltet werden.

Die Lage in Rhein-Berg

Im Rheinisch-Bergischen sind die Einsatzkräfte der Feuerwehr noch bis acht Uhr am Freitagmorgen in "Pause": Es wird nur in aktuen Fällen wie zum Beispiel bei Bränden ausgerückt. Danach geht dann das Abpumpen in vollgelaufenen Kellern weiter. Nach Angaben der Leitstelle müssen noch mehrere hundert Einsätze abgearbeitet werden.

Besonders betroffen sind nach wie vor Leichlingen und Rösrath, hier vor allem Hoffnungsthal aber auch weitere Bereiche rund um die Sülz. Neue Einsätze hat es auch hier nicht gegeben. Eine zweite Flutwelle in der Wupper ist ausgeblieben. In einigen Orten gibt es Hochwasser-bedingt immer noch keinen Strom.

Nach wie vor wird in Leichlingen der 86-jähirge Bewohner eines Wohnhauses in der Neukirchener Straße vermisst. Das Haus stand am Donnerstag komplett in Flammen und konnte bisher noch nicht betreten werden.

Auch in Rhein-Berg sind die meisten Straßen mittlerweile wieder frei. Ausnahme sind die weiterhin stark übergfluteten Gebiete wie zum Beispiel die Leichlinger Innenstadt. Ebenfalls weiter gesperrt sind die K2 in Burscheid von Paffenlöh über Blasberg bis Nagelsbaum. Hier ist die Straße weggebrochen. Auch die A1 ist zwischen Wermelskirchen und dem Kreuz Leverkusen weiter dicht.

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