Der Drang zum Nicht-Löschen: Digitale Messies

Habt ihr euch auch schon mal die Frage gestellt, ob man Symbole auf dem Desktop übereinander legen kann, um Platz zu sparen? Oder habt ihr euch schon mal dabei erwischt, dass ihr die Symbole auf dem Desktop kleiner macht, damit mehr drauf passt? Ja? Dann habt ihr es auch: Das Desktop-Messie Problem.

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Das digitale Horten, so nennen das Psychologen, ist ein relativ neues Phänomen. Vor vier Jahren hat sich der erste Patient damit in den Niederlanden in eine Klinik einliefern lassen. Er hat jeden Tag 1000 Fotos mit seiner Digitalkamera gemacht hat und konnte nicht eins davon löschen. 

Charles Benoy ist Verhaltenstherapeut in der Schweiz, an einer der wenigen Unis, die sich mit der Erforschung des Problems beschäftigt.Er hat eine Art Checkliste, die helfen kann herauszufinden, ob man sich beim eigenen Verhalten Sorgen machen sollte:

Als erstes sollte man sich fragen, ob es einem schwer fällt, digitales Material das man nicht braucht zu löschen und ob man einen generellen Drang gegen das Löschen von digitalen Daten hat. Auch wenn sie dem sortieren des Materials mehr Zeit zusteuern als sie eigentlich vor hatten, dann kann das ein Indiz sein.

Der Großteil von uns löscht wahrscheinlich nicht, weil er zu faul ist. Damit sind wir aber noch längst keine digitalen Messies. sagt Benoy:

Solange es einen im Alltag weder beeinträchtigt oder belastet ist es kein krankhaftes Verhalten. Es ist also kein Syndrom und auch überhaupt nicht schlimm.

Also unaufgeräumt sein ist vollkommen okay. Ihr könnt den roten Icon mit den 9.999 nicht gelesenen Mails auf dem Handy getrost so lassen. Wer doch denkt ein Problem zu haben kann sich an die Deutsche Gesellschaft für Zwangsstörungen wenden, da gibt es ein Verzeichnis von Therapeuten, die euch in der Nähe helfen können. 

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Tipps für digitale Ordnung

Wenn ihr nun aber doch mal ein bisschen aufräumen wollt, aber überhaupt nicht wisst wie: Tech-Bloggerin Undine hat Tipps, mit denen ihr die meisten Probleme in den Griff bekommt:

Mein Handydisplay ist voll mit Apps. Welche kann ich davon eigentlich löschen?

Bei den meisten Handys gibt es eine Übersicht, die anzeigt wie oft man seine Apps nutzt. Daran kann man schon mal gut erkennen, welche Programme man eigentlich nicht braucht. Man kann aber natürlich auch nach Inhalten gehen. Wenn man zum Beispiel merkt, dass etwas einem nicht gut tut, man es aber trotzdem ständig macht, dann kann man es einfach mal deinstallieren und schauen wie es einem damit geht.

Mein Handyspeicher ist immer voll, weil ich so viele Fotos mache...

Man kann das ganz gut lösen, in dem man sich einmal in der Woche oder im Monat hinsetzt und aussortiert was die Woche oder den Monat über so angefallen ist. Instagram Posts zum Beispiel kann man einfach löschen, schließlich stehen die Bilder ja online, da muss man sie nicht länger aufbewahren.

Ich habe so viele Social Media Accounts - wie behalte ich den Überblick?

Nimm die Plattform, auf der du dich am wohlsten fühlst. Das Problem ist dann häufig, dass man die Freunde die noch auf der anderen Plattform sind, nicht verlieren möchte. Wenn es wirklich Freunde sind, dann kommen die entweder mit dahin wo du dich wohlfühlst, oder ihr bleibt eben auf eine andere Weise in Kontakt. Der Rest, der kann auch mal anrufen, da muss man dann einfach mal konsequent sein.

Mein Desktop sieht aus wie sau - wie entmülle ich das Ganze mal?

Einfach in Kategorien denken und diese Kategorien auch in Ordner umsetzen. Das macht schon Ordnung. Als nächstes muss man es dann einfach nur einsortieren. Wenn man einmal eine Ordnung geschaffen hat, dann bleibt die auch.


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