Der internationale Tag der Handschrift

Am 23. Januar ist der internationale Tag der Handschrift! Handschrift: also mit einem Stift, einem Kuli oder einem Füller auf Papier schreiben, brauchen wir das im digitalen Zeitalter überhaupt noch? Tippen geht schneller, Schönschreiben wird schon lange nicht mehr unterrichtet und oft kann die Handschrift keiner lesen, außer dem Verfasser...

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Ist Handschrift überflüssig?

Das ist sie nicht, sagt zum Beispiel Tim aus Wermelskirchen. Er ist Student und macht sich regelmäßig handschriftliche Notizen, die nur er selber lesen kann: 

"Wenn man weiß, man schreibt das jetzt nur für sich selbst, dann kann das meistens auch nur ich lesen. Ich habe auch ein iPad, aber wenn ich Zusammenfassungen für die Uni schreibe, dann mache ich das handschriftlich. Das prägt sich besser ein"

Selbst die schlimmste Sauklaue kann also hilfreich sein. Und das sagen auch Experten! Das liegt daran, dass die Hand eng mit dem Gehirn zusammenarbeitet, erklärt Hannelore Holsträter aus Frechen. Sie ist Spezialistin für Handschrift:   

"Weil man das was man da aufschreibt ja vorher schon im Gehirn mit verarbeitet, und dann nochmal motorisch mit einbringt, ist das ganz wichtig wenn man etwas lernen möchte. Da kann man so unleserlich schreiben wie man möchte, die handschriftlichen Notizen sind von enormer Wichtigkeit"

Man hat beim handschriftlichen Schreiben einen mehrfachen Lerneffekt, den man beim tippen nicht erreicht. Da werden weniger Nervenbahnen gekitzelt und entsprechend weniger Verschaltungen im Gehirn aktiviert.

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"Individuell, so wie ein Fingerabdruck"

Graphologen sagen: unsere Handschrift ist so unverwechselbar wie unser Fingerabdruck. Wir können unsere Schrift zwar verstellen, aber die Experten können trotzdem erkennen, welche Person und welcher Charakter dahinter steckt. Sie decken zum Beispiel Unterschriftenfälschungen auf. Basti Wirtz aus dem Radio Berg Team hat zum internationalen Tag der Handschrift seinen Einkaufszettel der Graphologin Hannelore Holsträter aus Frechen gegeben.

Und das Gutachten sagt: 

"Die Handschrift gehört zu einem Menschen, der auf seine Individualität großen Wert legt und sehr intuitiv an seine Probleme herangeht. Die Person besitzt eine sehr gute Kommunikationsfähigkeit und kann gut auf Menschen zugehen"

Hannelore ist anerkannte Gutachterin des Berufsverbandes der Graphologen. Sie analysiert vor allem im Auftrag von Firmen Bewerbungsschreiben. Dabei achtet sie auf über 300 Merkmale. Dazu zählt auch der Raum zwischen Schrift und Papier oder zwischen den Buchstaben. An Bastis Schrift ist ihr Folgendes aufgefallen: 

"Die Schrift von Herrn Wirtz ist durchaus noch leserlich. Sie ist ja sehr individuell geprägt. Zum Teil auch sehr vereinfacht, so dass er die Buchstaben manchmal auch nur andeutet. Aber die Schrift ist trotzdem gut leserlich, er hat also schon mal ein sehr gutes Gestaltungsvermögen. Ich glaube, dass das ein Mann mit vielen Qualitäten ist"
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Ein weiterer Einkaufszettel aus der Redaktion. © Radio Berg
Ein weiterer Einkaufszettel aus der Redaktion.
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Handschrift geht auch in schön

Heike Magnitz aus dem Radio Berg Team hat für uns das Museum für Schreibkultur in Wiehl besucht. Martin Heickmann hat das Museum eingerichtet - es heißt sogar, dass es das einzige Museum für Schreibkultur in ganz Deutschland ist! Martin gibt dort Kurse in Kalligraphie, also der Kunst des Schönschreibens. Für uns hat Martin dann mal das Radio Berg Logo mit der Gänsefeder geschrieben:


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Im Vergleich zu den Schriften in seinen uralten Büchern ist das aber noch gar nix! Besonders beeindruckt hat Heike ein großes A in einem Buch von Sechzehnhundert-eins. Dieses A ist so prächtig, wie ein Schloss mit Schlosspark drumherum. Alleine in dem A stecken schon viele Stunden Arbeit.

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Komplett ausgestorben ist sie also noch nicht, die Handschrift - aber so kunstvoll wie in der Vergangenheit ist sie längst nicht mehr!

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