Essen, was andere wegwerfen

Die einen holen sich abgelaufene Lebensmittel bei den Tafeln, andere nutzen Apps, wieder andere stehlen von Hinterhöfen der Supermärkte weggeworfene Lebensmittel aus den Containern.

© U.S. Department of Agriculture/ flickr.com

Jeder Deutsche wirft pro Jahr ca. 80 Kilo Lebensmittel weg - statistisch gesehen. Supermärkte toppen diese Zahl um Längen: Ihre Müllcontainer sind randvoll mit "abgelaufener" Ware. Die Container werden hin und wieder geplündert, von Menschen, die wenig Geld haben, aber auch von sogenannten "Containerern", die das bewusst tun, um Lebensmittel "zu retten".

Einer davon ist "Thorsten" (Name geändert) aus Köln. Er erzählt bei Radio Berg von seinen Erfahrungen beim "containern".

"Aldi - die schmeißen in einer hohen Qualität weg"

"Thorsten" sagt: Discounter sind sein liebstes Ziel. Er beobachte, dass sie viel und in hoher Qualität wegwerfen und vermutet, dass das vielleicht billiger ist, als Personal dafür zu bezahlen, dass es mühsam aussortiert. Doch selbst, wenn mühsam aussortiert wird, landen viel zu viele Lebensmittel im Müll.

"Thorsten" kann sich von seinen Funden komplett ernähren. Er gibt monatlich nur fünf Euro für Lebensmittel aus, die er nicht findet: Gewürze, Salz oder Öle.

Sein Tipp an Nachahmer: Unbedingt lebensmittelwarnung.de im Auge behalten, ob Lebensmittel aus gutem Grund im Müll liegen (weil sie zurückgerufen wurden). Ansonsten "auf die eigene Sensorik vertrauen", um zu ermitteln, ob Lebensmittel noch genießbar sind.

Apps für Menschen, die es legal mögen

Man muss nicht in Supermarkt-Hinterhöfe einbrechen, um weggeworfene Lebensmittel "zu retten". Apps wie "Too good to go" bieten die Möglichkeit, übriggebliebene Ware bei Supermärkten günstig einzukaufen, schon in der App. Man bestellt dort, bezahlt in der App - und holt sich abends die Tüte mit der Ware ab. Eine Überraschungstüte, denn es kommt rein, was übrig ist.

Im Radio Berg-Gebiet macht bislang nur der Biomarkt in der Gladbacher RheinBerg-Galerie mit.

Auch andere Portale wie "foodsharing" wollen das Problem lösen.

Sanftes Urteil zum Containern

Kürzlich hat ein bayrisches Gericht zwei Containererinnen "sanft" verurteilt: Das Amtsgericht Fürstenfeldbruck hat sie zu einer Geldbuße von je 225 Euro auf Bewährung verurteilt, weil Sie den zugesperrten Müllcontainer eines Supermarkts in Olching aufgebrochen und Lebensmittel mitgenommen haben. Offenbar fand auch das Gericht dieses Delikt (Stehlen von "Müll") nicht allzu schlimm. Dennoch: Es bleibt illegal, Weggeworfenes zu stehlen, sofern es sich noch auf dem Gelände des Marktes befindet.

Die Sachen könnten allerdings dann als herrenlos angesehen werden, wenn gem. § 959 BGB durch das Wegschmeißen auf das Eigentum endgültig verzichtet wurde. Das ist allerdings nur dann halbwegs sicher, wenn die Lebensmittel in einen auf dem öffentlichen Gelände befindlichen Abfalleimer geschmissen wurden.

Frankreich geht radikale Wege

Seit drei Jahren dürfen in Frankreich Supermärkte Lebensmittel nicht mehr einfach wegwerfen. Ergebnis: Die Tafeln erhalten dort deutlich mehr Essen. Frankreich ist das erste Land weltweit, das die Lebensmittelverschwendung offiziell unter Strafe gestellt hat. Pro Vergehen droht eine Geldstrafe von 3750 Euro - sofern es jemand aufdeckt und klagt.

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