Kampf gegen Clankriminalität in NRW - das aktuelle Lagebild

Nordrhein-Westfalen setzt seinen harten Kurs gegen Clankriminalität konsequent fort. Das Landeskriminalamt (LKA) Nordrhein-Westfalen hat das siebte Lagebild zur Clankriminalität vorgestellt. NRW-Innenminister Reul präsentierte die Ergebnisse für das Jahr 2024 in Düsseldorf. Interview mit dem Leiter unseres Landtagstudios, José Narciandi, äußert sich Reul zu den Ergebnissen.

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Rund 6.700 Straftaten und 700 Razzien

Im Jahr 2024 registrierte die Polizei in NRW rund 6.700 Straftaten, die mutmaßlich von Mitgliedern krimineller Clanstrukturen begangen wurden. In etwa 700 Razzien überprüften die Einsatzkräfte rund 1.700 Objekte landesweit. Die Zahl der Tatverdächtigen stieg leicht von 4.213 im Jahr 2023 auf 4.282 im Berichtsjahr.

Im Rahmen des namensbasierten Ermittlungsansatzes wurden vier neue Familiennamen in die Liste relevanter Großfamilien aufgenommen, gleichzeitig aber auch vier gestrichen. Damit bleibt die Gesamtzahl von 118 Familiennamen unverändert.

Vermögenssicherungen deutlich gestiegen

Ein zentraler Erfolg im Kampf gegen die organisierte Clankriminalität ist die deutliche Steigerung der vorläufig gesicherten Vermögenswerte. Im Jahr 2024 sicherte die Polizei Vermögenswerte im Umfang von rund 1,75 Millionen Euro – ein Plus von rund 80 Prozent gegenüber dem Vorjahr (2023: 960.000 Euro). Dabei handelt es sich unter anderem um Bargeld und Immobilien.

Innenminister Herbert Reul betonte die Bedeutung dieses Ansatzes:

„Clankriminalität hat in Nordrhein-Westfalen keinen Platz. Und das wird auch so bleiben. Mit gezielten Nadelstichen, der Zusammenarbeit verschiedener Behörden und dem ‚Follow-the-money‘-Ansatz nehmen wir den kriminellen Clanangehörigen das Spielfeld.“

Mehr Ermittlungsverfahren gegen Organisierte Kriminalität

Auch im Bereich der Organisierten Kriminalität (OK) zieht das Lagebild eine klare Bilanz: 2024 bearbeitete die Polizei 82 Ermittlungsverfahren – neun mehr als im Vorjahr. Sechs dieser Verfahren richteten sich gegen OK-Gruppierungen, die von Angehörigen türkisch-arabischstämmiger Großfamilien dominiert wurden. In diesem Zusammenhang erwirkte die Polizei zehn Haftbefehle.

Deutlicher Rückgang bei Tumultlagen

Ein besonders positiver Trend zeigt sich bei den sogenannten Tumultlagen. 2024 wurde landesweit nur noch eine einzige Tumultlage mit Bezug zur Clankriminalität registriert. Zum Vergleich: Im Jahr 2019 waren es noch zwölf solcher Vorfälle.

Namensbasierte Auswertung als Grundlage

Das Lagebild basiert auf einer namensgebundenen Recherche des LKA. Erfasst werden Straftaten von Tatverdächtigen mit Familiennamen, die von den Ermittlungsbehörden als relevant eingestuft werden. Grundlage hierfür sind aktuelle Einschätzungen der regionalen Analyse- und Auswertedienststellen. Berücksichtigt werden ausschließlich kriminelle Angehörige türkisch-arabischer Großfamilien mit Bezügen zum Libanon oder zur Bevölkerungsgruppe der Mhallamiye.

Reul: „Der Kampf ist noch nicht gewonnen“

Trotz der Erfolge macht Innenminister Reul deutlich, dass der Kampf gegen die Clankriminalität noch lange nicht abgeschlossen ist.

„Wir stören da, wo sie sich illegal bereichern wollen, und machen ihnen das Leben schwer. Gleichzeitig unterstützen wir mit zielgerichteter Prävention diejenigen, die einen anderen Weg einschlagen wollen. Der Kampf ist noch nicht gewonnen, aber wir bleiben dran.“

Das Landeskriminalamt erstellt das Lagebild Clankriminalität seit 2018 jährlich. Es gilt als zentrales Instrument zur Analyse und strategischen Bekämpfung krimineller Clanstrukturen in Nordrhein-Westfalen.


Autor: José Narciandi