Wie christlich sind wir noch?
Veröffentlicht: Dienstag, 18.06.2019 11:36
Immer öfter heißt es: Wir wollen unser christliches Abendland bewahren. Aber tun wir das auch wirklich?
Am Mittwoch beginnt der Deutsche Evangelische Kirchentag. Die ernüchternde Erkenntnis schon im Vorfeld: In immer weniger Familien wird der Nachwuchs religiös erzogen. Der Soziologe Prof. Dr. Stefan Kutzner bestätigt bei Radio Berg, dass die Religiosität in unserer Gesellschaft abnimmt. Er sagt aber auch, dass die Menschen dadurch nicht ihre Werte- und Moralvorstellungen verlieren.
Werte seien nämlich nicht zwingend mit Religion verbunden.
Wir haben Moral inzwischen verinnerlicht
Fachleute argumentieren: Werte und Moral nehmen in der Bildungsgesellschaft eher zu. Gerade junge Leute seien überaus tolerant, da sie "lernen, kritisch zu reflektieren, anstatt blind nach den Regeln einer Religion zu leben und die Verantwortung abzugeben", erklärt der Soziologe Dr. Hermann Dülmer von der Uni Köln. Entsprechend hoch ist die Verantwortung im Bildungssystem. "Das Bildungssystem hat eine große Aufgabe: Schülern beizubringen, kritisch zu reflektieren."
Auch das Spektrum an Werten ist größer geworden. Die klassisch christlichen Werte wie Nächstenliebe werden ergänzt: Nachhaltige Ernährung, ökologische Lebensweise, Zeit für Partner und Kinder. Die durch das Christentum gelernten Werte gelten als "verinnerlicht", neudeutsch: Unkaputtbar.
Bei einer Radio Berg Umfrage im Bergischen haben viele erzählt, dass sie sich nicht als religiös bezeichnen würden. Eher glauben sie an etwas wie "eine höhere Macht" oder orientieren sich an bestimmten Ideen und Werten. Das habe aber keine direkte Verbindung zur christlichen Religion.
Wie christlich sind wir noch?
Wer von uns weiß noch, was Fronleichnam "gefeiert" wird? Wer geht - außer zu Weihnachten der Athmosphäre wegen - in die Kirche? Brauchen wir Religion? Wenn ja, muss sie christlich sein? Wie viel "christliches Abendland" steckt in uns? All diese Fragen sind Thema am Morgen mit Michi Arlt. Schickt uns gerne eure Meinung an redaktion@radioberg.de!