Folgenschwere Entscheidung über Amt des Kreisdirektors steht an

Sollte es am Donnerstag (07.12.2023) im Kreistag des Rheinisch-Bergischen Kreises in Bergisch Gladbach wirklich so kommen, wie es CDU und Grüne planen, dann wäre die Stelle des Kreisdirektor zukünftig abgeschafft und würde durch einen Allgemeinen Vertreter des Landrats ersetzt. Damit würden sich die Machtverhältnisse im Kreishaus erheblich ändern.

© Rheinisch-Bergischer Kreis

Es ist mehr als nur ein offenes Geheimnis: Im Kreishaus in Bergisch Gladbach hängt der Haussegen schon lange schief. Dabei ging es immer wieder auch um den Führungsstil des Landrates und um Krisenmanagement. Mit der Abschaffung des Kreisdirektors würde eine starke und einflussreiche Position abgeschafft. Der Allgemeine Vertreter des Landrates, der an die Stelle des Kreisdirektors treten soll, könnte beliebig ein- und abgesetzt werden.

Darüber entscheidet der Kreistag

CDU und Grüne haben zusammen die meisten Sitze im Kreistag in Bergisch Gladbach. Ihr Antrag: Sie wollen das Amt des Kreisdirektors abschaffen. Das würde bedeuten, dass es ab Mai 2024 im Rheinisch-Bergischen Kreis keinen Kreisdirektor mehr gibt. Denn dann endet die achtjährige Amtszeit des bisherigen Kreisdirektors Dr. Erik Werdel. Er hätte gerne weiter gemacht, sagt Guido Wagner, Redaktionsleiter des Kölner Stadtanzeigers in Bergisch Gladbach, der sich mit dem Thema seit langer Zeit sehr intensiv beschäftigt:

"Er würde wieder kandieren wollen, hat er gesagt. Aber wenn es das Amt nicht mehr gibt, wenn man die Hauptsatzung ändert und einfach das Amt des Kreisdirektors abschafft, kann er natürlich nicht mehr kandidieren".

Wagner sieht diese Entwicklung sehr kritisch:

"Dass man statt des Kreisdirektors künftig nur noch einen Allgemeinen Vertreter des Landrats hat, der dann bei Bedarf ins Amt gesetzt, aber auch wieder abberufen werden kann vom Kreistag. Insofern ist das ja keine starke Position mehr, sondern eher ein Schleudersitz für jemanden, der jetzt Allgemeiner Vertreter ist und wenn der oder die nicht mehr passt, dann kommt eben der nächste oder die nächste. Das macht vielen Menschen im Kreishaus Sorgen, wie sie es uns auch geschildert haben".

Für Wagner könnte es am Donnerstag im Kreistag noch spannend werden. Nach den letzten Veröffentlichungen im KSTA haben sich "eine Reihe" von Politikern gemeldet und gesagt:

"Eigentlich können wir das nicht machen. Die Frage ist allerdings natürlich: Wer macht das dann wirklich nicht? Reicht also die Mehrheit von CDU und Grüne, um dieses Vorhaben wirklich durchzubringen? Oder sagt der ein oder andere: Doch, eigentlich ist das nicht fair und richtig?"
© Radio Berg

Landrat vs. Kreisdirektor

Das Verhältnis zwischen Landrat und Kreisdirektor sei seit langer Zeit gestört, so Wagner. In der Corona-Pandemie soll es eskaliert sein. Zeitweise sollen beide nur noch über Anwälte miteinander kommuniziert haben. Darunter leide die Kreisverwaltung bis heute sehr, sagt Wagner:

"Es ist ein großer Leidensdruck in der Kreisverwaltung festzustellen, der sich auch ganz deutlich macht in einer Fluktuation auch von entscheidenden Personen. Wenn jetzt auch noch jemand gegangen wird, so jemand gehen muss, wie der Kreisdirektor, der hat ja da auch vieles zusammengehalten in schwierigen Zeiten. Dann wird der Leidensdruck noch größer. Das ist das, was uns die Mitarbeitenden spiegeln".

Aus dieser Zeit der Eskalation schwinge noch vieles mit, sagt Wagner:

"Gerade jemand, der in der Pandemie sehr gut und sehr verdienstvoll gearbeitet hat und da vieles doch noch ins Lot gebracht hat wie der Kreisdirektor Dr. Erik Werdel. Dass man da jetzt dem Krisenmanager den Stuhl vor die Tür setzt, das ist das, was viele eben nicht verstehen können, und worauf wir auch keine Antwort von den Antragsstellern bekommen haben".

Der Personalrat der Kreisverwaltung habe zuletzt auch noch ein klares Statement für Dr. Werdel abgegeben:

"Ein Personalrat, der sehr auf die inneren Verhältnisse bedacht ist und nicht Politik machen will. Der sich jetzt offenbar an die Politiker und Politikerinnen richtet und da in einem Brandbrief Alarm geschlagen hat: Diese Entscheidung sollte nicht getroffen werden, einen Kreisdirektor abzuschaffen und Dr. Werdel vor die Tür zu setzen".

Einen Artikel mit einem Kommentar zu dem Thema von Guido Wagner findet ihr hier.

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