Masern - Eine bergische Impfgegnerin erzählt

Im Oberbergischen gibt es aktuell Fälle von Masern - sie sind längst nicht ausgestorben. Das liegt, sagen Ärzte, an Impfgegnern. Menschen wie Ulla aus Rösrath, die weniger Angst vor der Krankheit haben, als vor den Nebenwirkungen der Impfung. 

Impfung

Als Ullas Tochter noch nicht ganz ein Jahr alt ist, bekommt sie einen Anruf einer Freundin. Die hat ein etwa gleichaltriges Kind und fragt Ulla: "Sag mal, habt ihr euch eigentlich schon Gedanken über das Impfen gemacht? Das wäre jetzt so langsam fällig." Beide sind verunsichert, haben sich nicht mit dem Thema befasst. Ulla fängt an, Fachliteratur zu lesen. "Und dann war ich völlig entsetzt, was man da alles zu lesen kriegt. Also von durchaus vernünftigen Menschen, also es sind nicht immer Esoteriker mit Verschwörungstheorien, es sind Ärzte, Wissenschaftler, die schreiben: Es hat auch Nebenwirkungen. Es gibt Impfrisiken."

"Ab auf die Masernparty!"

Ulla und ihr Mann entscheiden sich: Das Kind wird nicht geimpft. Und speziell was die Masern angeht, fällt auch diese Entscheidung: Sie werden zu einer sogenannten "Masernparty" gehen, also ihr Kind gezielt anstecken lassen. "Um einen lebenslangen Immunschutz aufzubauen, der durch ein Impfung nicht gegeben ist. Es muss immer nachgeimpft werden. Wo kriegt man jetzt noch die Masern her? Also: Mit ärztlicher Begleitung ab auf die Masernparty!"

Die Kinderärztin vermittelt die Teilnehmer der Masernparty - unter der Hand. Alle Beteiligten dort glauben, dass Kinderkrankheiten für die Entwicklung des Körpers wichtig sind.

"Man merkt, wenn ein Kind so eine Erkrankung durchgestanden hat, ist es nachher einen ganzen Schritt in seiner Entwicklung weiter. Und wenn man das immer unterdrückt, halte ich auch nicht immer für den richtigen Weg."

"Vielleicht haben wir mit dem Leben unseres Kindes gespielt"

Ulla besucht gleich zwei Masernparties, weil sich ihre Tochter nicht sofort ansteckt. Mehrere Mütter sitzen da in einem überheizten Krankenzimmer, die noch gesunden Kinder spielen im Raum - die Mütter schwitzen. Nach der zweiten "Party" wird Ullas Tochter krank. Die Ärztin betreut sie zuhause. Nach vier Tagen Fieber ist der Spuk vorbei.

"Die Angst vor den immer viel beschworenen Komplikationen habe ich nie gehabt. ... Vielleicht haben wir mit dem Leben unseres Kindes gespielt aber ... ich denke mal nicht."

Die andere Seite

Zu Ullas Sorge vor Nebenwirkungen sagt Prof. Dr. Ulrike Wieland von der Uniklinik in Köln: "Alle Impfstoffe, die in Europa und Deutschland auf dem Markt sind, sind wirklich sehr sorgfältig geprüft und in zahlreichen Studien untersucht und freigegeben. Und ich glaube, da muss man überhaupt gar keine Bedenken haben."

Eine andere Sorge von Ulla: Die Zusatzstoffe, die die Impfstoffe als Wirkverstärker enthalten, Aluminium zum Beispiel. "Wir vermeiden es bei Deo und spritzen es uns dann unter die Haut", sagt sie. Das sei doch absurd.

Laut Paul-Ehrlich-Institut (Bundesinstitut für Impfstoffe) wird ein Großteil des so aufgenommenen Aluminiums direkt über die Niere wieder ausgeschieden. Über Nahrung, Trinkwasser, Medikamente oder Deos nähmen wir täglich Aluminium auf. Verglichen mit diesen Quellen sei der Beitrag von Impfungen zur geschätzten lebenslangen Ansammlung von Aluminium gering und vertretbar.

© Radio Berg
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