Neues kölsches Corona-Weihnachtsgedicht aus Engelskirchen
Veröffentlicht: Mittwoch, 22.12.2021 12:29
Er hatte es eigentlich nicht vor. Und doch hat er es geschrieben. Helmut Zarges aus Engelskirchen, früher Polizeiseelsorger in Oberberg, hat wieder ein Coronaweihnachtsgedicht verfasst auf Kölsch. Und wieder berührt es "et Hätz".

Das zweite Gedicht war nicht sein Plan
Er hat euch sehr berührt vor einem Jahr mit seinem Gedicht. Ein Jahr später wieder eines zu verfassen, das vor allem mit Corona zu tun hat, hatte er nicht vor und sich auch nicht vorgestellt vor einem Jahr:
Ich hatte das absolut nicht geplant. Weil man ein solches kölsches Gedicht nicht zweimal machen kann. Aber dann kamen so viele Anfragen nach dem Motto "es wäre nochmal schön". Ich war damals davon ausgegangen, dass Corona 2021 so minimiert sein würde, dass es kein Thema mehr sein würde. Solche Versprechen sollte die Politik nie machen. Und auch nicht die Medizin.
Als er sich dann entschlossen hat, ein zweites Gedicht zu schreiben, war ihm klar, das neue Gedicht muss anders sein.
Kölsch ja. Aber das letzte Gedicht war mit so vielen kölschen Begriffen versehen, teils auf der humorvollen Seite, und das war auch gut so. Das wollte ich auf keinen Fall wiederholen. Deswegen ist das neue Gedicht von der Intention und auch der Sprache ein ganzes Stück anders. Ich würde sagen, ein ganzes Stück anspruchsvoller. Da geht es wirklich um das Entscheidende: Wie gehen wir mit uns und auch mit der Natur in Zukunft um?
Deshalb kommt auch das Klima in seinem neuen Gedicht vor.
Zentrale Botschaft
Das Gedicht in diesem Jahr endet - anders als im letzten Jahr - nicht in einer Art Wunschzettel, sondern mehr in einem Gebet:
Wenn wir Menschen nichts ändern, wenn wir meinen, wir könnten nach Corona zum Beispiel weiter machen wie bisher, dann haben wir nichts dazu gelernt. Deswegen die siebente Strophe: "Wees do nit en uns jebore, dann simmer al total verlore. Maach op uns Hätz un kumm eren, söns mäht dat Fess doch keine Senn"
Helmut Zarges ist in Köln geboren und aufgewachsen, bei ihm zuhause wurde bis zu seiner Einschulung nur Kölsch gesprochen. Kurz bevor er in die Schule kam, sagte seine Mutter, dass ab jetzt zuhause Hochdeutsch gesprochen wird, "sonst lernt der Jung" das nie. Sein erstes Corona-Weihnachtsgedicht hatte er auf Kölsch geschrieben, um mehr Nähe und Wärme zu vermitteln.
Kreßdaach en der Pandemie.
Esu ärg wie hück wor et noch nie!
Dat Spell, dat doort ald bahl zwei Johr,
ald vill zo lang, dat es doch klor.
Stelle Naach, hellige Naach,
nä, wä hät dat je jedaach.
Dä Virus bliev, dä jeiht nit fott
un mäht em Levve vill kapott.
Dem Klima jeiht et och nit jot.
Mer bruchen all vill Levvensmot.
Och wenn et keine Lockdown jitt,
De Fessdaagsfreud, die simmer quitt.
Leechterkette, Kreßkindsmaat,
de Jlöhwing steiht ald lang parat.
Geimpf, genese ov getess?
Ald widder kein jemötlich Fess.
Leev Kreßkind, dun de Hemmel op,
maach av, wo Schloss un Rijel drop.
Breng Demut, Fridde, Freud und Jlöck,
an Kreßdaag op de Äd zoröck.
Vum Himmel kumm zo uns erav,
mer bidden dich met aller Kraff.
Loß leuchten dinge Morjestän
un bliev uns en der Nut nit fän.
Wees do nit en uns jebore,
dann simmer all total verlore.
Maach op uns Hätz un kumm eren,
söns mäht dat Fess doch keine Senn.